Generell kann ich behaupten,
eine Person zu sein, die sich über unglaublich lächerliche und dumme Dinge
sorgen macht….ernsthaft!
Früher hatte ich einen sehr
putzigen, kleinen und puffigen Smart. Zweisitzer,
total cool! Obwohl ich manchmal wirklich bescheuert ausgesehen haben muss wenn
plötzlich eine 1.90cm große deutsche Amazonas-Xena aus dem kleinen Wagen stieg.
Egal, ich war immer sehr zufrieden. Es war eben mein allererstes Auto und ich
habe es geliebt. Nun ja, es war eine ‚sie‘ den ich habe den Smart ‚Bertha‘
getauft. Mit Bertha für ich nun immer zwischen Bergkamen (meinem Heimatort) und
Groningen (in den Niederlanden, wo ich studiere) hin und her um meine Familie
und Freunde zu besuchen. Eines Tages, zur Zeit meines ersten Weihnachtens in
Groningen, war es für mich nicht möglich mit Bertha nach Hause zu fahren. Es
hatte so viel geschneit, dass alle Straßen komplett gefroren und rutschig vom
Schnee waren. Sogar der Gedanke daran selber zu fahren kam einem Suizid
gefährlich nahe. Also, als unabhängige und starke Frau, lies ich mich von so
etwas wie Wetterbedingungen natürlich nicht einschüchtern und ich nahm frohen
Mutes den Zug. Nun saß ich in dem ratternden warmen Abteil und neben mir raste
eine weiße Schneelandschaft vorbei während ich Zeitung las. Plötzlich überflog
ich einen Artikel der über neue hippe supercoole Aktivitäten unter jungen
Holländern berichtete. Nein, nicht K**en…. Es drehte sich um das allerneuste
aus Amsterdam: „Smart-Car dipping“. Wie bitte?! Smart sind sehr klein
(logischerweise) und aufgrund dessen einfach anzuheben mit mehreren Personen.
Smart sind auch üblicherweise nahe an den typisch holländischen Grachten
geparkt, wo nur selten ein Zaun oder Geländer vorzufinden ist. Auch Bertha war
zufälligerweise direkt vor einer Gracht geparkt. Es kam Leuten deshalb wohl
sehr lustig vor, einfach mal eben so kleine unschuldige Smart Autos in den
Kanal zu werfen und ihnen beim Ertrinken zu zugucken (http://www.justaguything.com/amsterdam-craze-smart-car-tipping). OMG! Heilige Scheiße! Ich habe mir fast in die Hosen gemacht
vor Angst, dass irgendein dummer Idiot auf die Idee kommen könnte meine arme
kleine Bertha für ein bisschen Spaß unter betrunkenen Freunden zu missbrauchen.
Als ich diese Geschichte schließlich meiner Familie und meinen Freunden
erzählte, nahmen es alle eher sehr gelassen entgegen. „Mein Schatz, es ist doch
sowieso versichert!“. Egal was sie mir erzähltem, beruhigen konnte mich das
nicht und ich war während der ganzen Weihnachtsferien besorgt, dass etwas so
unglaublich lächerliches meiner armen Bertha zugestoßen sein könnte. Jetzt
denke ich, ich bin manchmal geistig behindert. Ich habe keine Angst davor mit
der schnellsten Achterbahn im ganzen Freizeitpark zu fahren und ich lehne mich
auch mal über das Geländer um einen besseren Blick auf den großen Löwen im Zoo
werfen zu können aber wenn es plötzlich darum geht ein kleines Smart Auto
alleine zu lassen, werde ich verrückt. Ich kann einfach die ‚was wäre wenn‘
Gedanken, die anfangen sich in meinem Kopf zu stapeln, nicht aufhalten….
Wie auch immer, genug über mich. Dies ist mein
allererster Blogeintrag jemals, also dachte ich schreibe einmal über mein Leben
und so :P. Kurzgefasst, warum macht es Spaß in dem Land von Tulpen,
Windmühlen und Gouda zu leben?...
Windmühlen, Tulpen und Gouda sind stereotypische Dinge,
die Ausländer gerne mit den Niederlanden in Verbindung bringen. Zumal das Land
sich gerade selber in einer Identitätskrise befindet kann niemand so richtig
beantworten was die Niederlande als Kultur und Nation wirklich sind. Aber um
ehrlich zu sein, wer kann das schon von sich behaupten? Deutschland hat das
Natzi-Erbe und es tragen natürlich alle
Deutschen immer Lederhosen und essen den ganzen Tag über Wurst. Die Spanier
machen immer jeden Nachmittag eine Siesta und die Briten trinken immer Tee und
sind besessen mit ihrer Königsfamilie. Es sind sich sicher alle einig, dass
diese Vorurteile ein eher einseitiges und irgendwie limitiertes oder sogar
falsches Bild der jeweiligen Gesellschaft und Kultur bietet. Deshalb sollte man
sich klar machen, dass stereotypen meistens keine angemessene Beurteilung des
Menschen wiederspiegeln. Dumme Idioten, schlaue Arschlöcher und schüchterne
Denker kann man eben überall auf der Welt und in jeder Gesellschaft finden.
Andererseits ist das menschliche Gehirn so konzipiert in Boxen zu denken und
Wissen zu kategorisieren. Deswegen sind Stereotypen vielleicht ein guter Ansatz
sich überhaupt irgendein Wissen über eine Kultur oder ein Land anzueignen. Man
darf diese dann nur nicht zu ernst nehmen. Wenn man nämlich aufgeschlossen und
mit offenem Herzen reist, kann man für sich selbst erkunden ob Stereotypen
stimmen oder eher nicht Als ich damals in den Niederlanden ankam, kam mir alles
sehr aufregend und anders vor aber der Kulturschock ebbt sehr schnell ab sobald
man die negativen Seiten kennen lernt. Vielleicht bezahlst du 400€ Miete im Monat für
winziges und stinkendes Zimmer, eine Woche vergeht wo es nur regnet und der
Wind pfeift während du auf dem Fahrrad zur Uni strampelst oder der Fertigsalat
vom Albert Heijn kotzt dich so langsam an und du vermisst die selbstgemachte
Kirschmarmelade von deiner Oma. Abgesehen davon kann es natürlich auch Spaß
machen hier zu leben und daran sollte ich mich erinnern wenn ich mal wieder in
einem gedanklichen Tief stecke und mich frage: „Was zum Teufel mache ich hier
überhaupt?!“. Als ich zwei von meinen Freunden fragte, über ihre Sichtweise zu
der oben gestellten Frage, hatten beide ein paar tolle Argumente die ich nun
hier mit euch teilen will.
1. Erinnert euch,
Holländer sind sehr kommunikativ!. Wenn ein Typ sagt, dass er dein neues Paar
Jenas nicht hübsch findet, ist das nur eine ehrliche und direkte Antwort. Er will dich nicht beleidigen. Der springende
Punkt ist, du kannst ebenso direkt zu ihm sein und ihm direkt ins Gesicht
sagen, dass sein neuer Haarschnitt bescheuert aussieht.
2. Du bist immer herzlich eingeladen eine Kaffeepause zu
nehmen! Unter guten Freunden wirst du häufig eingeladen werden, allerdings
solltest diesen Gefallen erwidern und auch deine Freunde zurück einladen.
3. Snacks
aus der Mauer! Vielen wird auffallen,
dass diese ‚Snacks‘ wirklich abartig sind aber wen kümmert das schon nach 10
Bier. Nachts ist es besonders amüsant, betrunkenen Leuten dabei zuzugucken wie
sie sich vor den normal aussehenden Mauer versammeln um ihren Hamburger aus dem
metallfach zu ziehen.
4. Holländer sind immer als erste mit dabei, wenn es darum
geht, kontroverse Dinge zu legalisieren. Egal ob leichte Drogen oder
Prostitution der generelle Hintergedanke ist:“ Solange wir es legalisieren,
können wir es auch kontrollieren!“.
5. Obwohl Holländer vielleicht nicht mehr so liberal und
tolerant sind wie früher angepriesen, sind sie doch häufig interessiert an
deiner Meinung. Ein interessantes Beispiel sind ‚Sinterklaas en zwaarte Piet‘
(mehr oder weniger der Ursprung von Nikolaus). Laut Wikipedia, die Tradition
von Sinterklaas geht zurück bis ins Mittelalter und vielleicht noch weiter aber
heutzutage ist es mehr ein moderne Feiertag (https://en.wikipedia.org/wiki/Sinterklaas). Für Ausländer erscheint dieser besondere Holländische
Feiertag allerdings oft als sehr rassistisch wegen einer besonders auffälligen
Kleinigkeit. Die Helfer von Sinterklaas heißen ‚zwaarte Piet‘ (schwarze Peter)
und sind normalerweise dunkelhäutig, schwarzhaarig, eher dumm und natürlich
sehr ehrgeizig dem dicken fetten weißhäutigem Nikolaus auszuhelfen wo sie nur
können. Es ist deswegen nicht sehr überraschend, wenn plötzlich ein fetter,
alter, weißer Europäer mit Bart kommt und eine Horde von schwarzen ihm ‚helfen‘
seinen Job zu erledigen vielen (besonders Amerikanischen) Touristen als
rassistisch vor den Kopf stößt. Man muss für sich selbst entscheiden, ob der
schwarze Peter nun ein schmachvolles Erinnerungsüberbleibsel Menschlicher
Geschichte in moderne Kultur ist oder einfach nur eine populäre Feiertagsfigur,
die beliebt ist bei kindern (Falls ihr mehr
über dieses Thema erfahren wollt, schaut euch diesen Artikel an: http://www.expatica.com/de/leisure/arts_culture/annual-zwarte-piet-debate-2394_9285.html). Nun denn, einen Großteil der Holländer die ich kennen
lernen durfte, feiern ihre Traditionen gerne. Versteht mich nicht falsch, es
bedeutet nicht, dass sie in irgendeiner Form beleidigen wollen. Es ist einfach,
dass Geschichte soweit in den Köpfen der Menschen fortgeschritten ist, dass sie
den schwarzen Piet wirklich nur als Tradition sehen und als Teil ihrer
schmachvollen Geschichte.
6. Informalität
in der Sprache! Ich liebe es! Fast nie wieder‘
Sie‘ und ‚du‘, ‚darf ich ihnen das du anbieten‘ Gelabber. Dieses Thema wurde
fast sofort als Punkt von meinen Freunden angesprochen. Hierzu habe ich auch
eine lustige Anekdote. In meinen ersten Monaten an der Uni kam nun bald der
Zeitpunkt, wo ich meine erste Hausarbeit schreiben musste. Ich war mega nervös,
denn die Hausarbeit musste natürlich auch auf Englisch geschrieben werden. Auf
einem akademisch ansprechenden Niveau! Kann ich das überhaupt? Ich werde das
niemals schaffen war mein allererster Gedanke. Ja Inder tat, das ist mein
Selbstbewusstsein. Wie auch immer ich entschloss mich dazu eine Arbeit über das
Demokratiedefizit im Europäischen Parlament zu verfassen. Hierfür wollte ich
als Einleitung ein wirklich lustiges und feuriges Zitat von meinem Professor
einbringen. Ich wollte natürlich keine Fehler machen und schon gar nicht wie
ein Guttenberg rüberkommen, deswegen ging
ich zu meinem Professor und fragte ihn ob ich ihn freundlicherweise in
meiner Arbeit zitieren könnte. Er schaute mich nur an wie ein Fisch. Er fand es
nett, dass ich persönlich fragte aber das nächste Mal könnte ich auch einfach
eine Mail schreiben und ihn auch auf ‚du‘ ansprechen.
7. Letztlich, Essen.
Und mit essen meine ich nicht die Holländische Küche. Tut mir leid Leute aber
ich muss ehrlich sein. Typisch Holländische Gerichte und Zutaten sind zum Beispiel Käse, Pfannkuchen oder Stampot
(Kartoffelpüree mit Gemüse und Fleisch gemischt, welches traditionell mit
Endiviensalat gegessen wird). Dies sind nur 3 Gerichte, die mir jetzt gerade
einfallen. Es gibt natürlich noch mehr aber ich kenne sie nicht. Wie auch
immer, was ich hier sagen möchte, ist das die schiere Auswahl an verschiedenen
Essenszutaten und Restaurants die man in den Niederlanden vorfindet ist was ich am meisten an der Esskultur mag.
Egal ob Europäische Küche, Arabisch oder Asiatisch fast alle Zutaten und
Gerichte können im Albert Heijn um die Ecke oder beim nächsten Restaurant
bestellt werden. Ich mag diesen Luxus besonders, da ich in meinem Heimatort eher
nicht so eine große Auswahl an verschiedenen Essensmöglichkeiten hatte.
Verschieden Asiatische oder Arabische Zutaten waren oft schwer zu bekommen und
man musste schon in die nächst größere Stadt fahren.
Also, vergesst nicht stark zu bleiben und euch an einem regnerischen
Tag in Holland daran zu erinnern, warum es Spaß macht und toll ist hier zu
sein. Nun ja, das lässt sich immer so leicht sagen, aber versuchen kann man es
ja trotzdem. Das war es von mir und meinem ersten Blogeintrag. Scheut euch
nicht, Kommentare abzugeben ;)! Vielen Dank fürs lesen! Zum Abschluss noch ein
kleiner Clip über Groningen von der populären BBC TV Sendung QI. (Wenn euer Englisch nicht ganz mit kommt, stellt sicher, dass ihr die Untertitelfunktion eingestellt habt!)
groetjes!
Lisa
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