Zuallererst, entschuldigt die besonders LANGE
Wartezeit, die ihr erdulden musstet bis ich diesen Eintrag fertig schreiben
konnte. Es gibt nur wirklich viel zu erzählen und ich weiß nicht wo ich
anfangen soll. Wenn ihr auch an der Geschichte der Koreanischen Halbinsel
interessiert seid und wie die momentane Situation zwischen Nord und Süd Korea
überhaupt zustande gekommen ist, vergesst nicht meine Extra Leseliste mit
Artikeln, Büchern und YouTube Clips zu checken!
Nun war es also endlich soweit. Ich war technisch
gesehen in Nord-Korea! In Anbetracht der aktuellen eher angespannten
politischen Lage und dem Medien Hype in Deutschland kommt es mir noch komischer
vor, das hier so aufzuschreiben. Im Februar erst hatte Kim Jong Un und sein
Regime einen erneuten Atomraketentest durchgeführt. Hier in Seoul allerdings
geht jeder seinem gewohnten Leben nach. Die Südkoreaner, die ich so auf der
Straße treffe, wirken alle sehr entspannt, als ob die Lage ihnen nicht wirklich
etwas ausmacht und sie schon an die vielen verschiedenen Drohungen aus dem
Norden gewöhnt sind. Natürlich gibt es in der U-Bahn immer wieder
Nachrichtenberichte über die aktuelle Lage und in den Zeitungen verkünden
knallige Überschriften die neuesten Neuigkeiten von UN Sicherheitsratssitzungen
bis hin zu Zusammenkünften im Ministerium für Wiedervereinigung. Südkoreaner
scheint das nicht sehr zu beeindrucken den in der U-Bahn sin alle immer so auf
ihr Smartphone fokussiert, das Nachrichten in der U-Bahn nicht wirklich zu
beeindrucken scheinen. Wer kann es ihnen verübeln, wer mit do einem
unberechenbaren Nachbarn wie Nord-Korea aufwächst bleibt über kurz oder lang
eben keine Wahl als sich an die Lage zu gewöhnen, wem würde eine Panik schon nutzen?
Außerdem zeigt die Erfahrung, dass viele Drohungen nur heiße Luft sind und
eigentlich nur Grundlage für neue interne Verhandlungen sein soll. Das meinen
zumindest die Koreaner, die ich hier über die Lage befragt habe. Gleichzeitig
fällt es mir schwer, die blauen Notfall Gasmasken in ihren auf Hochglanz
polierten Metallkästen nicht zu beachten…
Während meines ersten Tages in Seoul war ich auf der Suche nach dem genauen Weg zu meinem Arbeitsplatz, da sah ich sie: Diese blauen Kästen sind in allen U-Bahn Station von Seoul vorhanden und stellen eine Anzahl von Notfallgasmasken bereit im Falle eines Gasangriffes auf die U-Bahn seitens Nord-Koreas.
Natürlich sind diese Ereignisse für mich eher
besorgniserregend. Wer möchte schon von
einer Atombombe erwischt werden oder sogar noch schlimmer den angsteinflößenden
Nachwirkungen erliegen? (Sagte meine übertriebene besorgte innere Stimme). Aber
es war nun an der Zeit mich weiter zu bilden und mich meinen Ängsten zu
stellen! Als ich Anfang Januar nach Süd-Korea kam, beschloss ich geradeweg,
dass ich aufjedenfall die Demilitarisierte Zone zwischen Nord und Süd Korea
besuchen will. Nun, ja ich versuche so nah wie möglich an die Grenze zu kommen,
bis ich einen Schritt in dieses so unbekannte Land machen kann :P. Wenn man in
so einer schillernden Weltstadt wie Seoul lebt vergisst man sehr schnell, dass
die Grenze mit dem Norden nur 40 km entfernt liegt. Die Busfahrt zur Grenze
dauert noch nicht einmal eine Stunde. Ganz davon abgesehen, das in ein paar Minuten
auch Atomraketen von Pjöngjang aus nach Seoul fliegen können und man braucht
nur einen winzigen Knopf zu drücken.
Obwohl ich schon immer an diesem Land welches sich
die Demokratische Republik Korea nennt interessiert war, bin ich mir doch
ziemlich sicher, dass mein Wissen noch so einige Lücken aufweist. Diese
komischen Artikel die man beinahe alltäglich über Nord-Korea in der Zeitung
liest hielten aber mein Interesse am Laufen.
Zum Beispiel als Kim Jong Un ausversehen von eine Amerikanischen Satire
Zeitschrift zum ‚Sexiest Man alive‘ gewählt wurde und die Chinesische Presse im
Anschluss den Witz nicht richtig verstanden hatte und voller Zuversicht
ernsthafte Berichte veröffentlichte das Kim Jong Un ein neues Sexsymbol sei (http://www.guardian.co.uk/world/2012/nov/27/china-kim-jong-un). Das hat mich so laut auflachen lassen, dass ich
mich beinahe an meinem Morgenkaffee verschluckte und ich erschrak natürlich
alle meine Mitbewohner zu Tode. Wir hatten eben sehr dünne Wände und man konnte
mich immer lachen hören (zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass mein
Lachen sowieso sehr laut ist). Nun ja, egal ob man es in den Nachrichten liest,
Dokumentation schaut oder irgendeine andere Medienform zu dem Thema konsumiert
bin ich mir ziemlich sicher, dass Nord-Korea immer sehr kritisch und zynisch
beäugt wird. Nach Aussage von Amnesty International sind die Verstöße gegen
Menschenrechte in dem Land pro Jahr nicht auszumessen, gar nicht zu sprechen von Essens und Versorgungskrisen,
der Todesstrafe, Gefangenen Lager oder simple freie Meinungsäußerung (http://www.amnesty.org/en/region/north-korea/report-2012).
Um ehrlich zu sein, buchte ich die Tour zur Grenze
innerhalb weniger Sekunden. Obwohl ich mich ja schon sehr frühzeitig dazu
entschlossen hatte zu fahren, war die eigentliche Buchung nun doch eher eine
spontane Aktion. Vielleicht bin ich mir damit doch über den Kopf gewachsen? Es
war mein allererstes freies Wochenende in Seoul, also wollte ich wirklich auf
eine touristisch organisierte Tour gehen? Ich habe die ganze Woche über
gearbeitet und hatte nicht wirklich Zeit Seoul an sich zu erkunden. Scheiß
drauf! Ich fahre! Wenn ich mich wieder um entschlossen hätte, würde ich
vielleicht letztlich doch nicht fahren, weil ich es für immer verschieben
würde. Ich war so sehr gespannt, wie es an der Grenze sein würde, dass ich die
Nacht kaum schlafen konnte.
Generell bin ich der Auffassung, das Tourismus und
Reisen eine gute Möglichkeit ist, das Interesse von Menschen zu wecken.
Versteht mich hier nicht falsch. Ich bin auf gar keinen Fall ein Fan von fetten
Amerikanischen oder Europäischen Touristen, die sich Slums in Afrika anschauen
um eine Idee von den Lebensbedingungen zu erhalten während sie Champagner
trinken und im Anschluss 5 € spenden um sich besser zu fühlen. Vielmehr ist es
diese unterbewusste Verbindung die man erhält sobald man einmal etwas hautnah
miterlebt und gesehen anstatt darüber einen Zeitungsbericht zu lesen. Menschen
werden sich der Angelegenheit in anderen Land stärker bewusst weil sie
persönliche Erfahrungen und Menschen die sie kennen gelernt haben mit den
Geschehnissen vor Ort verbinden können. Ich wollte das auch erleben. Außerdem
war ich gespannt herauszufinden, wie Süd-Korea überhaupt seine Beziehungen mit
dem Norden händelt. Ich bin ja schließlich deutsche und weiß ein bisschen etwas
über die deutsche Wiedervereinigung. Eine Wiedervereinigung lässt sich nicht
mal eben über Nacht bewerkstelligen, besonders nicht mit Süd-Korea als Technik
Wunderkind des 21 Jahrhundert und dem kommunistischen Nord-Korea mit alter
Technologie aus Uropas Zeit. Leute müssen auch ihre persönliche Einstellung
ändern, nicht zu sprechen von wirtschaftlichen Schwierigkeiten die eine
Wiedervereinigung mit sich bringt.
Will Süd-Korea sich also noch wiedervereinigen? Wie
sieht die Politik aus um die Wiedervereinigung voran zu treiben? Was ist mit
nord-koreanischen Flüchtlingen?
Zumal die Demilitarisierte Zone eines der
meistbesuchten aber auch kontroversesten Touristischen Attraktionen in Korea
überhaupt ist, dachte ich anfangs nicht, dass es allzu gefährlich werden würde.
Ja, es gab viele Vorschriften die man einhalten musste: Ich durfte nicht
überall fotografieren oder filmen, ich musste ‚angemessene‘ Kleidung tragen und
ich durfte keine unangebrachten Gesten in Richtung Nord-Korea machen (also
besser keinen Mittelfinger in die Luft :P).
Also googelte ich während meiner Mittagspause „DMZ
Tour“ und es kamen viele verschieden Angebote. Das erstbeste wählte ich
schließlich aus und ich nahm auch gleich die lange Tour, denn ich wollte ja
schließlich alles sehen! Zusammen waren das dann 135.000 KRW (ca. 95 €) von
morgens 8 bis abends 17 Uhr mit Mittagessen (das musste schließlich sein).
Die Tour begann also um 7 Uhr morgens. Mein Wecker
klingelte und ich stieg fröstelnd aus meinem Bett. Es war f**** kalt diesen
Morgen hier in Soeul (-10°C) und es sollte noch kälter werden. Ich begann mir
die Zähne zu putzen und mich fertig zu machen. Immerhin war eine Voraussetzung
‚angemessen‘ auszuschauen. Ehrlich gesagt hatte ich keine Lust mich für Kimy
aufzubrätzeln also wählte ich ein paar langweilig aussehende Klamotten ohne
irgendwelche politischen Statements oder ähnlichem. Ein Taxi holte mich um 7:45
Uhr von meinem Hostel ab und wir führen zum Lotte Hotel wo ich und ca. 20
andere Teilnehmer (2 andere Deutsche, ein Holländer, Ein Pärchen aus Hongkong,
ein Brite und ein Schwung Amerikaner) in einen Reisebus stiegen.
Unser Plan für den Tag sah so aus:
1)
Dorasan Bahnhof
2) Dora Ausguck
3) 3rd Infiltrations Tunnel
4) Imjangack Park
5) (Vorbeifahren) Wiedervereinigungsdorf
6) Bonifaz Camp
7) JSA Tour
2) Dora Ausguck
3) 3rd Infiltrations Tunnel
4) Imjangack Park
5) (Vorbeifahren) Wiedervereinigungsdorf
6) Bonifaz Camp
7) JSA Tour
... Haltet die Ohren steif für Teil 2 nächste Woche!!
P.S: Wenn ihr mehr erfahren wollte, schaut euch
mein YouTube Video an mit Aufnahmen und Filmen von der Grenze!
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