Sunday, March 17, 2013

Lisa in Nord-Korea (fast...)



Zuallererst, entschuldigt die besonders LANGE Wartezeit, die ihr erdulden musstet bis ich diesen Eintrag fertig schreiben konnte. Es gibt nur wirklich viel zu erzählen und ich weiß nicht wo ich anfangen soll. Wenn ihr auch an der Geschichte der Koreanischen Halbinsel interessiert seid und wie die momentane Situation zwischen Nord und Süd Korea überhaupt zustande gekommen ist, vergesst nicht meine Extra Leseliste mit Artikeln, Büchern und YouTube Clips zu checken!

Nun war es also endlich soweit. Ich war technisch gesehen in Nord-Korea! In Anbetracht der aktuellen eher angespannten politischen Lage und dem Medien Hype in Deutschland kommt es mir noch komischer vor, das hier so aufzuschreiben. Im Februar erst hatte Kim Jong Un und sein Regime einen erneuten Atomraketentest durchgeführt. Hier in Seoul allerdings geht jeder seinem gewohnten Leben nach. Die Südkoreaner, die ich so auf der Straße treffe, wirken alle sehr entspannt, als ob die Lage ihnen nicht wirklich etwas ausmacht und sie schon an die vielen verschiedenen Drohungen aus dem Norden gewöhnt sind. Natürlich gibt es in der U-Bahn immer wieder Nachrichtenberichte über die aktuelle Lage und in den Zeitungen verkünden knallige Überschriften die neuesten Neuigkeiten von UN Sicherheitsratssitzungen bis hin zu Zusammenkünften im Ministerium für Wiedervereinigung. Südkoreaner scheint das nicht sehr zu beeindrucken den in der U-Bahn sin alle immer so auf ihr Smartphone fokussiert, das Nachrichten in der U-Bahn nicht wirklich zu beeindrucken scheinen. Wer kann es ihnen verübeln, wer mit do einem unberechenbaren Nachbarn wie Nord-Korea aufwächst bleibt über kurz oder lang eben keine Wahl als sich an die Lage zu gewöhnen, wem würde eine Panik schon nutzen? Außerdem zeigt die Erfahrung, dass viele Drohungen nur heiße Luft sind und eigentlich nur Grundlage für neue interne Verhandlungen sein soll. Das meinen zumindest die Koreaner, die ich hier über die Lage befragt habe. Gleichzeitig fällt es mir schwer, die blauen Notfall Gasmasken in ihren auf Hochglanz polierten Metallkästen nicht zu beachten…


Während meines ersten Tages in Seoul war ich auf der Suche nach dem genauen Weg zu meinem Arbeitsplatz, da sah ich sie: Diese blauen Kästen sind in allen U-Bahn Station von Seoul vorhanden und stellen eine Anzahl von Notfallgasmasken bereit im Falle eines Gasangriffes auf die U-Bahn seitens Nord-Koreas.

Natürlich sind diese Ereignisse für mich eher besorgniserregend.  Wer möchte schon von einer Atombombe erwischt werden oder sogar noch schlimmer den angsteinflößenden Nachwirkungen erliegen? (Sagte meine übertriebene besorgte innere Stimme). Aber es war nun an der Zeit mich weiter zu bilden und mich meinen Ängsten zu stellen! Als ich Anfang Januar nach Süd-Korea kam, beschloss ich geradeweg, dass ich aufjedenfall die Demilitarisierte Zone zwischen Nord und Süd Korea besuchen will. Nun, ja ich versuche so nah wie möglich an die Grenze zu kommen, bis ich einen Schritt in dieses so unbekannte Land machen kann :P. Wenn man in so einer schillernden Weltstadt wie Seoul lebt vergisst man sehr schnell, dass die Grenze mit dem Norden nur 40 km entfernt liegt. Die Busfahrt zur Grenze dauert noch nicht einmal eine Stunde. Ganz davon abgesehen, das in ein paar Minuten auch Atomraketen von Pjöngjang aus nach Seoul fliegen können und man braucht nur einen winzigen Knopf zu drücken.

Obwohl ich schon immer an diesem Land welches sich die Demokratische Republik Korea nennt interessiert war, bin ich mir doch ziemlich sicher, dass mein Wissen noch so einige Lücken aufweist. Diese komischen Artikel die man beinahe alltäglich über Nord-Korea in der Zeitung liest hielten aber mein Interesse am Laufen.  Zum Beispiel als Kim Jong Un ausversehen von eine Amerikanischen Satire Zeitschrift zum ‚Sexiest Man alive‘ gewählt wurde und die Chinesische Presse im Anschluss den Witz nicht richtig verstanden hatte und voller Zuversicht ernsthafte Berichte veröffentlichte das Kim Jong Un ein neues Sexsymbol sei (http://www.guardian.co.uk/world/2012/nov/27/china-kim-jong-un). Das hat mich so laut auflachen lassen, dass ich mich beinahe an meinem Morgenkaffee verschluckte und ich erschrak natürlich alle meine Mitbewohner zu Tode. Wir hatten eben sehr dünne Wände und man konnte mich immer lachen hören (zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass mein Lachen sowieso sehr laut ist). Nun ja, egal ob man es in den Nachrichten liest, Dokumentation schaut oder irgendeine andere Medienform zu dem Thema konsumiert bin ich mir ziemlich sicher, dass Nord-Korea immer sehr kritisch und zynisch beäugt wird. Nach Aussage von Amnesty International sind die Verstöße gegen Menschenrechte in dem Land pro Jahr nicht auszumessen, gar nicht zu sprechen von Essens und Versorgungskrisen, der Todesstrafe, Gefangenen Lager oder simple freie Meinungsäußerung (http://www.amnesty.org/en/region/north-korea/report-2012).

Um ehrlich zu sein, buchte ich die Tour zur Grenze innerhalb weniger Sekunden. Obwohl ich mich ja schon sehr frühzeitig dazu entschlossen hatte zu fahren, war die eigentliche Buchung nun doch eher eine spontane Aktion. Vielleicht bin ich mir damit doch über den Kopf gewachsen? Es war mein allererstes freies Wochenende in Seoul, also wollte ich wirklich auf eine touristisch organisierte Tour gehen? Ich habe die ganze Woche über gearbeitet und hatte nicht wirklich Zeit Seoul an sich zu erkunden. Scheiß drauf! Ich fahre! Wenn ich mich wieder um entschlossen hätte, würde ich vielleicht letztlich doch nicht fahren, weil ich es für immer verschieben würde. Ich war so sehr gespannt, wie es an der Grenze sein würde, dass ich die Nacht kaum schlafen konnte.

Generell bin ich der Auffassung, das Tourismus und Reisen eine gute Möglichkeit ist, das Interesse von Menschen zu wecken. Versteht mich hier nicht falsch. Ich bin auf gar keinen Fall ein Fan von fetten Amerikanischen oder Europäischen Touristen, die sich Slums in Afrika anschauen um eine Idee von den Lebensbedingungen zu erhalten während sie Champagner trinken und im Anschluss 5 € spenden um sich besser zu fühlen. Vielmehr ist es diese unterbewusste Verbindung die man erhält sobald man einmal etwas hautnah miterlebt und gesehen anstatt darüber einen Zeitungsbericht zu lesen. Menschen werden sich der Angelegenheit in anderen Land stärker bewusst weil sie persönliche Erfahrungen und Menschen die sie kennen gelernt haben mit den Geschehnissen vor Ort verbinden können. Ich wollte das auch erleben. Außerdem war ich gespannt herauszufinden, wie Süd-Korea überhaupt seine Beziehungen mit dem Norden händelt. Ich bin ja schließlich deutsche und weiß ein bisschen etwas über die deutsche Wiedervereinigung. Eine Wiedervereinigung lässt sich nicht mal eben über Nacht bewerkstelligen, besonders nicht mit Süd-Korea als Technik Wunderkind des 21 Jahrhundert und dem kommunistischen Nord-Korea mit alter Technologie aus Uropas Zeit. Leute müssen auch ihre persönliche Einstellung ändern, nicht zu sprechen von wirtschaftlichen Schwierigkeiten die eine Wiedervereinigung mit sich bringt.

Will Süd-Korea sich also noch wiedervereinigen? Wie sieht die Politik aus um die Wiedervereinigung voran zu treiben? Was ist mit nord-koreanischen Flüchtlingen?

Zumal die Demilitarisierte Zone eines der meistbesuchten aber auch kontroversesten Touristischen Attraktionen in Korea überhaupt ist, dachte ich anfangs nicht, dass es allzu gefährlich werden würde. Ja, es gab viele Vorschriften die man einhalten musste: Ich durfte nicht überall fotografieren oder filmen, ich musste ‚angemessene‘ Kleidung tragen und ich durfte keine unangebrachten Gesten in Richtung Nord-Korea machen (also besser keinen Mittelfinger in die Luft :P).

Also googelte ich während meiner Mittagspause „DMZ Tour“ und es kamen viele verschieden Angebote. Das erstbeste wählte ich schließlich aus und ich nahm auch gleich die lange Tour, denn ich wollte ja schließlich alles sehen! Zusammen waren das dann 135.000 KRW (ca. 95 €) von morgens 8 bis abends 17 Uhr mit Mittagessen (das musste schließlich sein).

Die Tour begann also um 7 Uhr morgens. Mein Wecker klingelte und ich stieg fröstelnd aus meinem Bett. Es war f**** kalt diesen Morgen hier in Soeul (-10°C) und es sollte noch kälter werden. Ich begann mir die Zähne zu putzen und mich fertig zu machen. Immerhin war eine Voraussetzung ‚angemessen‘ auszuschauen. Ehrlich gesagt hatte ich keine Lust mich für Kimy aufzubrätzeln also wählte ich ein paar langweilig aussehende Klamotten ohne irgendwelche politischen Statements oder ähnlichem. Ein Taxi holte mich um 7:45 Uhr von meinem Hostel ab und wir führen zum Lotte Hotel wo ich und ca. 20 andere Teilnehmer (2 andere Deutsche, ein Holländer, Ein Pärchen aus Hongkong, ein Brite und ein Schwung Amerikaner) in einen Reisebus stiegen.

Unser Plan für den Tag sah so aus:


1)      Dorasan Bahnhof



2)      Dora Ausguck



3)      3rd Infiltrations Tunnel



4)      Imjangack Park



5)      (Vorbeifahren) Wiedervereinigungsdorf



6)      Bonifaz Camp



7)      JSA Tour

... Haltet die Ohren steif für Teil 2 nächste Woche!!

P.S: Wenn ihr mehr erfahren wollte, schaut euch mein YouTube Video an mit Aufnahmen und Filmen von der Grenze!

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